lunes, 21 de enero de 2013


Introduction. Für viele junge iberische Goldschmiede ist Ramon Puig Cuyas bereits ein Klassiker, gar eine Vaterfigur. 1977, bereits mit 24 Jahren, wurde er zum Professor der Schmuckklasse der Escola Massana in Barcelona ernannt; seit Jahrzehnten ist diese weit über Spanien hinaus berühmt und hat ihre Avantgardestellung durch Ausstellungen in vielen Teilen der Welt wirkungsvoll unter Beweis gestellt. Als Lehrer bringt Ramon Puig Cuyas besondere Eigenschaften mit. Er geht behutsam mit seinen Studenten um, lehrt, aber belehrt nicht, ist offen für andere Meinungen, hört zu, prüft Ideen, um sie im entscheidenden Moment zu fördern. Ramon ist ein beliebter Lehrer, der mit großem Einsatz sein Leben lang für seine Schüler - und für die spanische und katalonische Schmuckkunst insgesamt - viele Ausstellungen organisiert hat; zu diesen schrieb er nicht selten Einführungstexte. Wie kann jemand, der sich so sehr in den Dienst einer pädagogischen Sache stellt, auch noch sein eigenes Werk verfolgen? Die Liste der Einzelausstellungen Ramons, und die mit seiner Frau, der Schmuckkünstlerin Silvia Waltz, ist lang. Ebenso imponierend ist die Zahl der Erwerbungen seiner Arbeiten durch Museen und Privatsammler. Ramon Puig Cuyas gehört zu den herausragenden Schmuckkünstlern Europas, dessen Arbeiten in den USA ebenso bekannt sind wie in Japan oder Australien. Ramon hatte Glück, dass er den Beruf eines Goldschmieds von Grund auf erlernte und in jungen Jahren noch mit einigen der alten Meister der Schmuckkunst in Kontakt kam. Sie haben ihm eine Vorstellung von Könnerschaft hinterlassen, von Verantwortungsgefühl für die Schönheit der Form, die Lebendigkeit des Ornaments und die Meisterschaft der Ausführung, die einer modernen Gestaltung keineswegs widersprechen. Ramon hat sich stets mit der Vergangenheit, der Blütezeit der Schmuckkunst Kataloniens im 20. Jahrhundert, auseinandergesetzt. Im Gespräch mit ihm, besonders vor den Objekten einer Ausstellung, fällt bald der Name des verehrten Vorgängers an der Schule, Manuel Capdevila. Doch auch die künstlerischen Arbeiten eines Gargallo, Gonzales, Manolo Huguet sind ihm vertraut, ebenso wie die Dalis, Miros oder Picassos. In allen ihren Werken spürt und liebt Ramon die Lebendigkeit einer katalonischen Identität. Katalonien gehörte nie ganz zu Spanien, in seiner Geschichte und seiner Kultur beanspruchte es immer Autonomie. Es war stets dem Handel verbunden gewesen, hatte seit den phönizischen Seefahrern immer Anteil an der kosmopolitischen Vergangenheit des Mittelmeers; es war eine fruchtbare römische Provinz gewesen, hatte arabische Herrscher gesehen und besaß im Mittelalter ein eigenes Königsreich. Handel fördert Kultur. Geistesgeschichtlich fühlte sich Katalonien immer mehr zu Süd-Frankreich hingezogen, als zur kastilischen Krone. Ramon Puig Cuyas ist eine Verkörperung des katalanischen Lebensgefühls, und sein Schmuck kreist um Symbole und Metaphern. Abstraktes und Gegenständliches ist darin enthalten, vieles zum Bildkürzel abstrahiert. Ramons bevorzugter Schmucktypus ist die Brosche, in ihr entfaltet er intime Stillleben wie kosmische Landschaften, Gärten und die Weite des Himmels und des Meeres. Ramon liebt die leichte Geste, Tragisches und Melancholisches entspricht nicht seinem Naturell. Sein Schmuck vertraut nicht auf subjektive Expressivität, sondern auf die Essenz des Alltäglichen, deren Zeugnisse er wie ein Chronist notiert und reflektiert. Er arbeitet mit Materialien, die er scheinbar "findet", Fundstücke unterschiedlichster Ausprägung, farbige Steine, Glas, Kiesel, Holz, Papier, Kunststoff, die in unserem Leben meistens achtlos existieren. Ramon setzt sie ein, wie Fragmente, oder Scherben. Seine Welt scheint fragmentiert und zerbrochen, aber ist sie das wirklich? Versucht nicht jede Generation aufs Neue, auf den Relikten der Vergangenheit eine neue Sinngebung zu errichten? Ramon dramatisiert nichts, er fügt zusammen und entwirft neue Utopien, die sich an andere Menschen richten. Sein Schmuck ist Reflektion und Kommunikation zugleich. Wollte man nach vergleichbaren Künstlern in der bildenden Kunst suchen, die in ihren Werken der Stille Ausdruck geben, so möchte man an Paul Klee und Giorgio Morandi denken. Aber auch an Antoni Gaudi und Joan Miro; sie allerdings stellten der Kontemplation auch eine heitere, aktive Natur entgegen. Das gilt auch für Ramon. Ist er vielleicht, wie Miro, auch ein Spaßmacher? Zumindest lächelt er gerne, meistens versonnen. Ramon schöpft aus der Vergangenheit seiner Kultur, und aus einem reichen inneren Leben. Den Widrigkeiten des Lebens begegnet er mit größter Liebenswürdigkeit und Gelassenheit. Er ist kein Revolutionär, vielmehr ein Suchender, der mit seinem Schmuck nicht nur die bloße Form, sondern vor allem auch den Inhalt meint. Ramon Puig Cuyas gelingt es immer wieder, Schmuck herauszulösen aus der Dekoration und umzudeuten in eine Sprache des Empfindens und der Seele. Das zeichnet ihn aus vor vielen anderen Schmuckmachern unserer Zeit. Rüdiger Joppien

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Ramon Puig Cuyàs

Ramon Puig Cuyàs
Ramon Puig Cuyàs. Brooch 1999. Silver, enamel, graphit

Nº 8 Ramon Puig Cuyàs

Nº 8 Ramon Puig Cuyàs
Nº 8 Ramon Puig Cuyàs. Brooch, 1980. Cast silver.